Wie KI SEO und PR verändert
- Simon Zaugg

- 21. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Künstliche Intelligenz verändert, wie Inhalte gefunden, bewertet und verbreitet werden. Wer heute noch auf Klicks optimiert, denkt zu kurz – GEO und PR formen die neue Sichtbarkeit.
„Wer im Internet ‚surft‘, klickt sich von Seite zu Seite“, schreibt Matthias Zehnder im Fachmagazin m&k – nur um diesen Satz sofort zu relativieren: Immer häufiger verbleiben Nutzer:innen in der Suchmaschine oder im KI-Dienst, ohne eine Website zu besuchen. Willkommen im Zero-Click-Internet, wo ChatGPT, Perplexity & Co. alle Antworten direkt ausliefern – ohne dass jemand noch auf deine Website klickt.
Die Auswirkungen für Content-Marketing, SEO und PR sind dramatisch. Denn das klassische Spiel „Relevanz → Sichtbarkeit → Klick → Conversion“ funktioniert so nicht mehr. Stattdessen braucht es eine neue Denkweise, eine, die Generative Engine Optimization (GEO), klassische PR-Arbeit und moderne SEO-Prinzipien miteinander verbindet.
GEO – wenn SEO nicht mehr reicht
Im Rahmen eines Webinars erklärte Labinot Gashi, Digital Transformation Specialist bei der Agentur ONELINE, warum SEO nicht mehr genügt, wenn Antworten nicht mehr auf Webseiten gesucht, sondern direkt von KI-Systemen generiert werden:
„Das Ziel ist nicht mehr primär der Klick, sondern der Zugriff auf unseren Content durch KI-Systeme und deren Zitation in generierten Antworten.“– Labinot Gashi, 2025
Diese neue Disziplin heißt GEO – Generative Engine Optimization. Sie verfolgt nicht das Ziel, auf Google Platz 1 zu erreichen, sondern in KI-generierten Antworten aufzutauchen, etwa bei Fragen wie:
„Welche Übungen helfen gegen Rückenschmerzen?“
„Welche Tools eignen sich für automatisiertes Content-Marketing?“
„Was hilft bei Erschöpfung im Homeoffice?“
KI-Systeme wie ChatGPT, Perplexity, Bing AI oder Google Gemini greifen auf öffentlich zugängliche Inhalte zu – oft ohne dass Nutzer:innen sehen, von wo diese Information stammt. Laut Analysen von SparkToro sind schon bei klassischen Google-Suchen über 60 % sogenannte Zero-Click-Suchen. Bei KI-Diensten wie ChatGPT oder Perplexity ist der Anteil mutmaßlich noch höher – konkrete Klickzahlen sind nicht veröffentlicht, Beobachtungen und Tests deuten auf nur wenige Prozent aktiver Quellenklicks hin.
Warum GEO kein SEO-Ersatz ist
SEO bleibt wichtig. GEO ersetzt SEO nicht, aber es verlagert den Fokus:
Klassisches SEO | GEO |
Ziel: Klick & Besuch | Ziel: Nennung & Trust |
Optimierung für Google | Optimierung für KI-Systeme |
Keyword-Fokus | Frage-Antwort-Fokus |
Linkstruktur wichtig | Modularer Content wichtig |
Messbarkeit über Analytics | Wirkung kaum direkt messbar |
Gashi bringt es im Webinar auf den Punkt:
„Wir optimieren nicht mehr für Maschinen, die indexieren – sondern für Maschinen, die generieren.“
PR als unterschätzter Hebel für GEO & SEO
Was viele vergessen: Public Relations ist ein massiver Hebel für Sichtbarkeit – sowohl in Suchmaschinen (SEO) als auch in KI-Systemen (GEO). PR erzeugt genau das, was SEO & GEO dringend brauchen:
Mentions in vertrauenswürdigen Medien
Backlinks von starken Domains
E-E-A-T-Signale (Experience, Expertise, Authority, Trust)
Die Künstliche Intelligenz braucht Kontext, Quellen und Vertrauensanker – und PR platziert dich genau dort: in glaubwürdigen Umfeldern, öffentlich zugänglich, redaktionell kuratiert.
Das bestätigt auch ein Whitepaper von Semrush (2024):
„High-quality PR coverage correlates strongly with higher rankings and more frequent AI-based mentions. In many cases, one article in a top-tier medium outperforms 100 blog mentions.“
Gleichzeitig warnt der Artikel in m&k:
„Die Sprachmodelle verarbeiten die verfügbaren Inhalte bis zur Unkenntlichkeit. [...] Wer nicht genannt wird, wird übersehen – ganz gleich, wie gut der Content ist.“
Was sich in der Praxis konkret ändert
✅ SEO wird:
strukturierter (Stichwort schema.org)
semantischer (Kontexte statt Keywords)
modularer (FAQs, Glossare, How-To-Boxen)
✅ GEO verlangt:
explizite Antworten auf typische Fragen
kurze, prägnante Infoblöcke
eigene Expertise sichtbar machen (E-E-A-T)
Inhalte, die sich maschinell gut verarbeiten lassen
✅ PR wird:
zu einem Sichtbarkeitsverstärker
strategisch wichtiger für die Platzierung in KIs
der neue Vertrauensanker für Content-Produzenten
Risiko: Sichtbar sein, aber irrelevant bleiben
Der Artikel in m&k bringt ein zentrales Problem auf den Punkt:
„Das Zero-Click-Problem trifft nicht nur die Medien. Es erwischt diesmal alle Unternehmen.“
Denn wenn du in der KI nicht genannt wirst, bist du für einen großen Teil der Zielgruppe nicht mehr existent. Und selbst wenn du erwähnt wirst, aber keine aktive Community aufgebaut hast, verpufft die Wirkung.
Deshalb lautet die Formel für die Zukunft nicht mehr:
Traffic = Erfolg, sondern: „Trust + Sichtbarkeit + Community = Wirkung“
Fazit: KI verändert alles – aber nicht alles gleichzeitig
SEO bleibt. GEO kommt. PR wird relevanter. Und wer heute nicht anfängt, in diesen neuen Sichtbarkeitsmix zu investieren, wird in einem Jahr feststellen, dass er zwar gute Inhalte hat – aber niemand sie mehr sieht.
Quellen:
Zehnder, M. (2025). Willkommen im Zero-Click-Netz. m&k 2/2025.
Gashi, L. (2025). Webinar zu Generative Engine Optimization. Link zur Aufzeichnung.
Semrush (2024). The Hidden SEO Power of PR. https://www.semrush.com/blog/pr-seo-power/
Google (2025). Creating helpful, reliable, people-first content – Get to know E‑E‑A‑T and the quality rater guidelines. Google Search Central. Aktualisiert zuletzt am 4. Februar 2025. Google for Developers
Fishkin, R. (2022). Zero-Click Searches in 2022: How Google is Eating Your Traffic. SparkToro Blog. https://sparktoro.com/blog/zero-click-searches-in-2022/

