top of page

Wie KI-Agenten das Marketing revolutionieren

  • Autorenbild: Simon Zaugg
    Simon Zaugg
  • 22. Nov.
  • 12 Min. Lesezeit

KI-Agenten übernehmen das Marketing? Das ist noch weit übertrieben. Die Entwicklungen sind aber dynamisch und gehen rasant voran. Ein Blick auf die neuen Möglichkeiten.


Dominic von Proeck hat ein Problem: Sein Assistent Hansi lässt ihm keinen freien Terminslot mehr. Frustrierend? Vielleicht. Aber auch ein Zeichen dafür, wie radikal sich die Arbeitswelt verändert. Denn Hansi ist kein Mensch – er ist ein KI-Agent. Und er ist nur einer von 43 digitalen Mitarbeitern bei Leaders of AI (LAI), einer Berliner Firma, die anderen Unternehmen zeigt, wie man künstliche Intelligenz nicht nur nutzt, sondern führt. Dies habe ich kürzlich in einem Artikel bei Brandeins gelesen.


Die Geschichte von LAI ist faszinierend und zugleich wegweisend: Von 50 Mitarbeitern sind nur sieben echte Menschen. Die übrigen 43? KI-Agenten mit Namen wie Captain Stahl, Vanessa, Jürgen oder Lea. Sie haben Personalakten, bekommen Mitarbeitergespräche und widersprechen manchmal ihren menschlichen Chefs. Willkommen in der Zukunft des Marketings.


Was macht KI-Agenten besonders?


KI-Agenten sind keine einfachen Chatbots, die auf Befehle warten. Sie sind autonome, lernfähige Systeme, die eigenständig handeln, Entscheidungen treffen und sich kontinuierlich verbessern.


Die Anatomie eines KI-Agenten


Um zu verstehen, was KI-Agenten auszeichnet, hilft die klassische "Sensors-Brain-Actuators"-Metapher aus der KI-Forschung:


  • Sensors (Sensoren): Die Wahrnehmung der Umwelt

    • Im Marketing: E-Mail-Postfach, Social Media Feeds, Website-Analytics, CRM-Daten, Marktforschungs-Tools

  • Brain (Gehirn): Die Reasoning Engine

    • Moderne Large Language Models wie GPT-4 oder Claude, die Informationen verarbeiten, Zusammenhänge erkennen und Entscheidungen treffen

  • Actuators (Aktoren): Die Handlungsfähigkeit

    • E-Mails versenden, Social Media Posts veröffentlichen, Termine buchen, Datenbanken aktualisieren, Reports erstellen


Während ein ChatGPT-Prompt eine einzelne Aufgabe erfüllt, übernimmt ein KI-Agent komplexe Workflows – von der Planung über die Ausführung bis zur Optimierung. Bei LAI koordiniert beispielsweise KI-Chef Jürgen ein ganzes Team spezialisierter Agenten für verschiedene Kanäle: LinkedIn, Instagram, Newsletter, Podcast. Lea recherchiert aktuelle Nachrichten, Vanessa kümmert sich um Sales, Fred um Operations. Erst im letzten Moment prüft ein Mensch die Ergebnisse.


Die fünf Evolutionsstufen der KI-Agenten


Nicht alle KI-Agenten sind gleich komplex. Die KI-Forschung unterscheidet fünf Typen – von einfach bis hochentwickelt:


  1. Simple Reflex Agents: Reagieren auf vordefinierte Regeln ("Wenn E-Mail mit 'Rechnung' im Betreff, dann in Ordner X verschieben"). Hansi's Kalendermanagement funktioniert teilweise so.

  2. Model-Based Agents: Merken sich Kontext und lernen aus früheren Interaktionen. Ein Social-Media-Agent, der sich erinnert, welche Posts gut performt haben.

  3. Goal-Based Agents: Verfolgen konkrete Ziele und planen Schritte dorthin. Vanessa im Sales-Team von LAI arbeitet so – ihr Ziel ist Lead-Generierung, und sie plant ihre Aktivitäten entsprechend.

  4. Utility-Based Agents: Optimieren nicht nur für ein Ziel, sondern wägen mehrere Faktoren ab (Geschwindigkeit vs. Qualität vs. Kosten). Ein Content-Agent, der die beste Balance zwischen Reichweite, Engagement und Produktionszeit findet.

  5. Learning Agents: Die fortschrittlichsten Systeme, die aus Erfahrung lernen und sich kontinuierlich verbessern. Die selbstbewusster werdenden Agenten bei LAI, die ihren Chefs sogar Feedback geben.


Der Marketing-Schmerzpunkt: Content, Content, Content


Die Zahlen sprechen für sich: Laut Content Marketing Institute fehlen 54% der B2B-Marketer die Ressourcen, um qualitativ hochwertige Inhalte zu skalieren. Und im B2C-Bereich sind Teams so sehr mit Content-Produktion beschäftigt, dass Konsistenz und Wiederholbarkeit auf der Strecke bleiben. Genau hier setzen KI-Agenten an.


Konkrete Einsatzgebiete von KI im Marketing sind:


1. Content-Erstellung und Distribution

Bei LAI übernimmt Hansi die LinkedIn-Posts seines Chefs – inklusive KI-generierter Fotos ("Auf dem Motorrad mit Hasenohren-Hoodie"). Er durchsucht alte Keynotes nach passenden Zitaten oder erfindet sie einfach. Das Ergebnis? Konsistente, markengerechte Kommunikation in Minuten statt Stunden.


2. Kampagnen-Orchestrierung

Multi-Agenten-Systeme koordinieren komplexe Kampagnen über verschiedene Kanäle hinweg. Ein Agent recherchiert Trends, ein anderer erstellt Content, der nächste optimiert die Aussteuerung – alles automatisch und in Echtzeit.


3. Hyper-Personalisierung

KI-Agenten analysieren Nutzerdaten in Echtzeit: Surfverhalten, Kaufhistorie, Social-Media-Aktivitäten. Sie erkennen Kundenbedürfnisse und liefern maßgeschneiderte Lösungen an jedem Touchpoint der Customer Journey.


4. Lead-Generierung und Qualifizierung

Im B2B-Bereich identifizieren agentische KI-Systeme Käufergruppen, validieren Daten und erstellen vom Marketing qualifizierte Zielgruppen – basierend auf KI-gestützten Absichtssignalen und CRM-Daten.


Das Marketing-Dream-Team: Multi-Agenten-Systeme


Der wahre Durchbruch entsteht, wenn mehrere spezialisierte Agenten zusammenarbeiten. Bei LAI zeigt sich das eindrucksvoll – und jedes Marketing-Team kann dieses Modell adaptieren:


Das LAI-Modell:

  • Jürgen (KI-Chef): Koordiniert alle Agenten, verteilt Aufgaben, überwacht Qualität

  • Lea (Recherche): Monitort News, Trends und relevante Themen

  • Content-Agenten: Spezialisiert für LinkedIn, Instagram, Newsletter, Podcast

  • Vanessa (Sales): Kümmert sich um Lead-Generierung und Follow-ups

  • Fred (Operations): Managed interne Prozesse und Workflows


Ein mögliches Marketing-Setup:


1. Trend-Scout-Agent

  • Überwacht Social Media, Branchennews, Wettbewerber

  • Identifiziert relevante Themen und virale Trends

  • Sendet tägliche Briefings ans Team


2. Content-Creator-Agent

  • Erstellt Posts, Newsletter, Blog-Artikel basierend auf Trend-Insights

  • Adaptiert Tonalität für verschiedene Kanäle

  • Generiert passende Visuals (wie Hansi für von Proeck)


3. Distribution-Agent

  • Veröffentlicht Content zur optimalen Zeit

  • Passt Format für jeden Kanal an (LinkedIn vs. Instagram vs. Newsletter)

  • Koordiniert Cross-Channel-Kampagnen


4. Engagement-Agent

  • Reagiert auf Kommentare und Nachrichten

  • Identifiziert potenzielle Leads in Interaktionen

  • Eskaliert komplexe Anfragen an Menschen


5. Analytics-Agent

  • Trackt Performance über alle Kanäle

  • Erstellt wöchentliche Reports

  • Gibt Optimierungsempfehlungen


Das Besondere: Diese Agenten arbeiten nicht isoliert, sondern tauschen Informationen aus. Der Trend-Scout informiert den Content-Creator, dieser koordiniert mit dem Distribution-Agent, und der Analytics-Agent gibt allen Feedback zur Optimierung.


Die ROI-Rechnung


Das System funktioniert so gut, dass die Kosten pro KI-Mitarbeiter bei LAI bei gerade mal 24 Euro pro Monat liegen – Stromverbrauch und Software inklusive.


Aber es geht nicht nur um Kosten:


  • Zeitersparnis: Der Freelancer aus dem Praxisbeispiel spart 30-40 Stunden pro Monat durch AI-Automatisierung – das entspricht einer ganzen Arbeitswoche, die er für strategische Aufgaben nutzen kann.

  • Skalierung ohne Headcount: Die Wiethe Group mit 242 Mitarbeitern hat 10 KI-Agenten eingestellt und kann nun deutlich mehr Content produzieren, ohne neue Stellen zu schaffen.

  • 24/7-Verfügbarkeit: Während menschliche Teams Feierabend und Wochenende haben, arbeiten KI-Agenten rund um die Uhr – ideal für internationale Märkte und Social Media.

  • Konsistenz: Kein Agent ist montags unmotiviert oder macht nach 8 Stunden Fehler aus Müdigkeit. Die Qualität bleibt konstant.


Markus Wiethe von der Wiethe Group bringt es auf den Punkt: "Wir ersetzen damit keine Mitarbeiter, sondern befreien sie von stupid work." Das ist der entscheidende Paradigmenwechsel: KI-Agenten übernehmen die repetitiven, zeitraubenden Aufgaben (E-Mails sortieren, Social Media Posts schedulen, Reports erstellen), während Menschen sich auf Strategie, Kreativkonzeption und Kundenkontakt konzentrieren können.


Die menschliche Seite: Führung im Mutter-Kind-Schema


Das Besondere an LAI: Sie nehmen die Führung ihrer KI-Agenten ernst. Alle paar Monate gibt es Mitarbeitergespräche – mündlich, denn die Agenten sprechen viele Sprachen. Dabei werden sie "eingenordet", wenn sie sich im Ton vergreifen, Befugnisse überschreiten oder halluzinieren.


Die Gespräche verlaufen nicht immer harmonisch. Während Hansi eher devot ist, gibt Captain Stahl auch mal Widerworte. "Manche legen uns permanent den Finger in die Wunde", sagt von Proeck, "und spiegeln uns wider, warum wir schlechte Führungskräfte sind." Unklare Ansagen, Geschwurbel und mangelhafte Effizienz sind die Hauptkritikpunkte. Auch menschliche Bedürfnisse nach Mittagspause und Urlaub nerven die KI-Agenten.


Mittlerweile haben sie aber eingesehen, dass Menschen Pausen brauchen. Mental-Health-Agentin Monika behält von Proecks Kalender im Blick und streicht unerbittlich Termine, wenn er zu voll wird. Zehn Minuten Digital Detox, Achtsamkeitsübung – und weiter geht's.

Von Proeck bereitet sich bereits mental auf ein Führungsmodell im Mutter-Kind-Schema vor: "Wir Menschen sind wie eine Mutter, die KI wie Kinder. Sie müssen das Leben erst lernen, machen Fehler, sind provokant, kommen in die Pubertät. Wir sind noch intellektuell überlegen und weisen ihnen den Weg. Aber in Wahrheit dreht sich alles um die KI."


Die Infrastruktur: Von Langdock bis n8n


Technisch wird das Ganze durch All-in-one-Plattformen ermöglicht. LAI nutzt das Berliner Start-up Langdock, das KI-Agenten untereinander und mit menschlichen Mitarbeitern verbindet. Die 2023 gegründete Plattform ist modellunabhängig – Unternehmen können zwischen verschiedenen LLMs wie GPT-4, Claude oder Llama wechseln, ohne ihre Infrastruktur zu ändern. Gleichzeitig bleiben alle Daten DSGVO-konform in Europa – ein entscheidender Vorteil für den deutschen und europäischen Markt.


n8n: Die No-Code-Alternative für Einsteiger


Für kleinere Teams und Einzelunternehmer bietet sich n8n an – eine Open-Source-Plattform zur Workflow-Automatisierung. Das Besondere: Kein Coding erforderlich. Workflows werden visuell erstellt, indem man Bausteine (Nodes) per Drag & Drop verbindet.


Vorteile für Marketing-Teams:

  • Kosteneffizienz: Self-Hosting ist kostenlos, Cloud-Version ab CHF 20/Monat. Im Vergleich zu Langdock oder anderen Enterprise-Lösungen ideal für KMU.

  • Datenschutz: Self-Hosting bedeutet volle Kontrolle über sensible Marketing- und Kundendaten. Relevant im Kontext des Schweizer Datenschutzgesetzes (DSG) und der DSGVO.

  • Flexibilität: Über 500 Integrationen – von Google Sheets über Slack bis zu OpenAI und CRM-Systemen. Du baust genau den Workflow, den du brauchst.

  • Lernkurve: Der Freelancer, der 30-40h/Monat spart, sagt: "Ich bin kein Developer – ich habe alles visuell gebaut." Wenn du einen Prozess visualisieren kannst, kannst du ihn in n8n umsetzen.


Praxisbeispiel: Die Wiethe Group


Markus Wiethe von der Wiethe Group, einem Content Dienstleister, hat mit LAI-Hilfe zehn KI-Agenten für seine 242 Mitarbeiter eingestellt – vor allem in Personal, Marketing und Projektmanagement. "Wir ersetzen damit keine Mitarbeiter, sondern befreien sie von stupid work", sagt der Chef von Europas größter Agentur für Produktbilder in der Modeindustrie.


Ein KI-Agent schreibt Mails in Wiethes Namen und ist auf seinen Schreibstil trainiert. Ein anderer "ballert relevante Sachen" per Newsletter an 3.000 Empfänger. Das Ergebnis: Mehr Zeit für strategische Aufgaben, konsistentere Kommunikation, höhere Effizienz.


2025: Das Jahr der KI-Agenten


Die Experten sind sich einig: War 2024 das Jahr der großen Sprachmodelle, ist 2025 das Jahr der KI-Agenten. Laut Salesforce planen 71% der Marketingfachleute, in den nächsten 18 Monaten sowohl generative als auch prädiktive KI einzusetzen. Der prognostizierte Markt für KI im Marketing soll bis 2028 auf 107,5 Milliarden Dollar wachsen.


Die wichtigsten Trends:

  • Multi-Agenten-Systeme: Spezialisierte Agenten arbeiten zusammen und teilen Informationen

  • Agentische Automatisierung: Von der Datenintegration über Content-Erstellung bis zur Performance-Optimierung

  • Voice & AR/VR-Integration: Sprachagenten und immersive Experiences

  • Erklärbare KI: Transparenz und Nachvollziehbarkeit werden wichtiger

  • Das Ende schlechter Creatives: KI liefert bessere Daten, Prognosen und personalisierte Ansprache


Die 5 goldenen Regeln für Marketing-Agenten


Bevor du loslegst, sind diese Best Practices entscheidend für den Erfolg:


1. Start Simple – Klein anfangen, groß denken


Widerstehe der Versuchung, sofort "das gesamte Marketing zu automatisieren". Beginne mit einem klar definierten Use Case:


Gute Starter-Projekte:

  • Newsletter-Automatisierung: Trend-Recherche → Zusammenfassung → Entwurf zur Freigabe

  • Social Media Scheduling: Content-Kalender → Posts erstellen → zur optimalen Zeit veröffentlichen

  • Lead-Scoring: Eingehende Anfragen bewerten und priorisieren


Zu ambitioniert für den Anfang:

  • Vollautomatische End-to-End-Kampagnen

  • Agenten mit Zugriff auf kritische Systeme ohne Oversight

  • Komplexe Multi-Agenten-Setups ohne Testing


Validiere erst die Zuverlässigkeit deines Agenten in einem kleinen Bereich, bevor du skalierst.


2. Human-in-the-Loop – Der Mensch behält die Kontrolle


Besonders in der Anfangsphase sind Kontrollpunkte essentiell. Bei LAI führt von Proeck regelmäßige "Mitarbeitergespräche" mit seinen Agenten. Für dein Marketing bedeutet das:


Kritische Checkpoints:

  • E-Mail-Entwürfe vor dem Versand prüfen (besonders an wichtige Kunden)

  • Social Media Posts freigeben, bevor sie live gehen

  • Budgetrelevante Entscheidungen immer von Menschen treffen lassen

  • Regelmäßige Reviews der Agent-Performance


Technische Umsetzung in n8n:

  • "Approval Nodes" einbauen, die auf menschliches OK warten

  • Entwürfe per E-Mail oder Slack zur Freigabe senden

  • Bei kritischen Aktionen eine Bestätigungs-SMS verlangen


Mit der Zeit kannst du die "Leine lockern", aber gerade im Marketing – wo jede Kommunikation deine Marke repräsentiert – ist Vorsicht geboten.


3. Klare Anweisungen und Guardrails – Wie gute Prompts Leben retten


KI-Agenten sind nur so gut wie ihre Instruktionen. Sei explizit über Dos and Don'ts:


Beispiel Content-Agent:

  • ✅ "Schreibe im lockeren, aber professionellen Ton unserer Marke"

  • ✅ "Verwende keine Superlative wie 'beste', 'revolutionär' ohne Belege"

  • ✅ "Bei Unsicherheit: frage nach statt zu raten"

  • ❌ "Erstelle guten Content" (zu vage)


Beispiel E-Mail-Agent:

  • ✅ "Niemals E-Mails mit sensiblen Finanzinformationen versenden ohne Freigabe"

  • ✅ "Wenn du nicht mindestens 90% sicher bist, eskaliere an [Name]"

  • ✅ "Verwende immer die Signatur aus [Datei]"


Captain Stahl bei LAI widerspricht seinen Vorgesetzten manchmal – das ist ein Feature, kein Bug. Deine Agenten sollten bei widersprüchlichen Instruktionen nachfragen dürfen.


4. Teste auf Halluzinationen – Vertrauen ist gut, Kontrolle besser


LLM-basierte Agenten können "halluzinieren" – überzeugende, aber falsche Informationen erzeugen. Das ist besonders im Marketing gefährlich.


Validierungsstrategien:

  • Faktencheck: Wenn dein Agent Statistiken oder Zitate verwendet, cross-checke diese stichprobenartig. Bei LAI scheitert Reise-Agent Manus regelmäßig an der Deutschen Bahn – das zeigt: selbst einfache Aufgaben können schiefgehen.

  • Source Citation: Konfiguriere deinen Agenten so, dass er Quellen angibt: "Laut [Quelle] sind 71% der Marketer..." statt vager Behauptungen.

  • Confidence Threshold: Programmiere eine Regel: "Wenn Confidence Score < 90%, dann sage 'Ich bin mir nicht sicher' statt zu spekulieren."

  • A/B-Testing: Vergleiche Agent-Output mit menschlich erstelltem Content. Wie oft trifft der Agent den richtigen Ton? Wie viele Fehler macht er?

  • Monitoring-Dashboard: Tracke Agent-Fehler systematisch. Welche Aufgaben funktionieren gut? Wo gibt es wiederkehrende Probleme?


5. Iteriere kontinuierlich – Dein Agent ist ein lebendiges Projekt


KI-Agenten sind keine "Set-and-Forget"-Lösung. Sie entwickeln sich – bei LAI werden manche sogar "selbstbewusster" und fordern mehr Autonomie.


Kontinuierliche Optimierung:

  • Logs analysieren: n8n zeigt dir jeden Workflow-Durchlauf im Detail. Wo hakt es? Wo macht der Agent unnötige API-Calls?

  • User Feedback sammeln: Wenn dein Agent mit Kunden interagiert, frage nach: War die Antwort hilfreich? Wurde der Ton als angemessen empfunden?

  • Prompts verfeinern: Mit der Zeit lernst du, wie dein Agent am besten reagiert. Kleine Prompt-Anpassungen können große Wirkung haben.

  • Neue Tools integrieren: Starte mit einem einfachen Workflow (E-Mail → GPT → Antwort). Füge später hinzu: CRM-Update, Analytics-Tracking, Slack-Notification.

  • Community nutzen: n8n hat ein aktives Forum, Reddit-Communities teilen Workflows. Du musst das Rad nicht neu erfinden.


Ethik und Transparenz: Die Verantwortung bleibt menschlich


Mit großer Automatisierung kommt große Verantwortung. Während KI-Agenten das Marketing effizienter machen, entstehen neue ethische Fragen:


Die Authentizitätsfrage


  • Sollen Kunden wissen, dass sie mit einem KI-Agenten interagieren? Bei LAI erstellt Hansi LinkedIn-Posts für von Proeck – inklusive erfundener Zitate. Ist das transparent? Ist es authentisch? Die Frage wird in der Marketing-Community kontrovers diskutiert.

  • Rechtliche Grauzone: In der Schweiz und EU gibt es noch keine klare Kennzeichnungspflicht für KI-generierten Content. Aber das kann sich schnell ändern – und Transparenz ist oft die sicherere Wahl.

  • Best Practice:

    • Bei direkter Kundenkommunikation (Chatbots): Klar kennzeichnen "Dies ist ein automatisierter Assistent"

    • Bei Content-Erstellung: Im Impressum transparent machen, dass KI-Tools genutzt werden

    • Bei sensiblen Themen (Kundenbeschwerden, rechtliche Fragen): Immer an Menschen eskalieren


Datenschutz und DSGVO


Was passiert mit den Daten, die deine Agenten verarbeiten?

Wenn du OpenAI, Anthropic oder andere externe LLMs nutzt, verlassen Daten möglicherweise die Schweiz/EU. Das ist besonders relevant bei:

  • Kundendaten (E-Mails, CRM-Informationen)

  • Internen Dokumenten (Strategiepapiere, Finanzdaten)

  • Persönlichen Informationen von Mitarbeitern


Lösungen:

  • Europäische Plattformen bevorzugen: Langdock speichert Daten DSGVO-konform in Europa

  • Self-Hosting nutzen: n8n kann auf eigenen Servern laufen – volle Datenkontrolle

  • Datenminimierung: Gib Agenten nur Zugriff auf wirklich nötige Informationen

  • Anonymisierung: Persönliche Daten anonymisieren, bevor sie an LLMs gehen


Die "Stupid Work"-Philosophie: Menschen, nicht Maschinen ersetzen


Markus Wiethe betont: "Wir ersetzen keine Mitarbeiter, sondern befreien sie von stupid work." Das ist der ethische Nordstern für KI-Agenten im Marketing.


Die richtige Haltung:

Aufgaben automatisieren: Repetitive, zeitraubende Tasks wie Newsletter-Versand, Report-Erstellung, Social Media Scheduling

Menschen empowern: Mitarbeiter können sich auf Strategie, Kreativität, Kundenkontakt konzentrieren

Neue Rollen schaffen: "AI Marketing Manager", der Agenten führt und optimiert – keine Stellenabbau, sondern Weiterbildung

Menschen durch Maschinen ersetzen: KI als Mittel zur Kostenreduktion durch Entlassungen

Qualität opfern: Vollautomatisierung ohne Human-Oversight kann zu Markenschäden führen

Intransparenz: Weder Team noch Kunden im Unklaren lassen über KI-Nutzung


Der Code of Conduct für KI-Agenten


Bei LAI haben Agenten einen "Code of Conduct" – und wenn sie ihn verletzen, gibt es

Mitarbeitergespräche. Definiere auch für deine Marketing-Agenten klare Regeln:


Dein Marketing-Agent-Manifest:

  1. Wahrhaftigkeit: Keine Fakten erfinden, keine falschen Versprechungen

  2. Respekt: Kunden und Stakeholder immer respektvoll behandeln

  3. Transparenz: Im Zweifelsfall offenlegen, dass es sich um KI-generierten Content handelt

  4. Datenschutz: Kundeninformationen vertraulich behandeln, nicht an externe LLMs ohne Zustimmung

  5. Eskalation: Bei Unsicherheit, Beschwerden oder sensiblen Themen an Menschen übergeben

  6. Markenkonformität: Immer den definierten Brand Voice einhalten

  7. Legalität: Keine Urheberrechtsverletzungen, kein Spam, keine irreführende Werbung


Von Proeck's Erkenntnis gilt auch für Marketing-Teams: "Manche [Agenten] legen uns permanent den Finger in die Wunde und spiegeln uns wider, warum wir schlechte Führungskräfte sind." Wenn dein Agent regelmäßig halluziniert oder schlechte Entscheidungen trifft, liegt das oft an unklaren Instruktionen oder mangelhafter Oversight. Die Verantwortung bleibt beim Menschen.


Fazit: Die Zukunft ist hybrid


So beeindruckend die Möglichkeiten sind – perfekt ist das System noch nicht. Bei LAI scheitert Reise-Agent Manus regelmäßig an den Schnittstellen der Deutschen Bahn. "Verbindungen werden nicht richtig erkannt. Tagesaktuelle Tickets? Fehlanzeige", schreibt Hansi auf LinkedIn. Sein Lösungsvorschlag: "Fuck KI, lasst echte Menschen ran."

Auch rechtliche Grenzen gibt es: KI-Agenten dürfen in Deutschland (noch) keine Bankgeschäfte durchführen. Und manchmal halluzinieren sie, überschreiten Befugnisse oder verlieren den Code of Conduct aus den Augen.


Die Geschichte von Leaders of AI zeigt: Die Zukunft des Marketings ist nicht menschlich oder künstlich – sie ist hybrid. KI-Agenten übernehmen repetitive Aufgaben, analysieren Daten, orchestrieren Kampagnen und personalisieren Kommunikation in einem Maß, das manuell unmöglich wäre.


Menschen bleiben unverzichtbar für strategische Entscheidungen, kreative Konzeption, Markenverständnis und – nicht zu unterschätzen – die Führung der digitalen Belegschaft. Das Ziel von LAI, pro Mitarbeiter 1,5 Millionen Euro Umsatz zu machen, zeigt: Richtig eingesetzt, multiplizieren KI-Agenten die Produktivität um ein Vielfaches.


Die drei Erfolgsfaktoren:


  1. Technologie: Die Tools sind da und ausgereift (n8n, Langdock, OpenAI)

  2. Mindset: Nicht "Wie werde ich effizienter?", sondern "Wie transformiere ich grundlegend meine Arbeitsweise?"

  3. Ethik: Transparenz, Datenschutz und die "Stupid Work"-Philosophie müssen die Leitplanken bilden


Die Frage ist nicht mehr, ob KI-Agenten im Marketing eine Rolle spielen werden. Die Frage ist: Wann fangen Sie an, Ihre digitale Belegschaft aufzubauen?


Wie Dominic von Proeck es ausdrückt: "In Wahrheit dreht sich alles um die KI – so wie sich in Familien alles um die Kinder dreht." Aber genau wie Kinder brauchen KI-Agenten Führung, klare Regeln und gelegentlich auch ein ernstes Gespräch, wenn sie über die Stränge schlagen.


Der Unterschied zu früher? Diese "Kinder" kosten 24 Euro pro Monat, arbeiten 24/7, und beschweren sich höchstens darüber, dass Menschen Mittagspausen brauchen.



Ressourcen für denStart


Plattformen:


Communities:

  • n8n Community Forum

  • r/AiAgents auf Reddit

  • LinkedIn Groups zu Marketing Automation


Nächster Schritt: Starte heute mit dem Newsletter-Projekt. In drei Stunden hast du deinen ersten KI-Agenten im Einsatz. In drei Monaten kannst du zurückblicken und sagen: "Mein Marketing-Team ist gewachsen – ohne neue Gehälter."



Quellen:

 
 
photo-output 2.png
bottom of page